Schlichemwanderweg: Steine


DIE REISE DER SCHLICHEM DURCH DIE GEOLOGIE DES ERDMITTELALTERS
Die Schlichem unternimmt in ihrem Lauf von der Quelle bis zur Mündung eine interessante geologische Reise durch die Deckschichten des Erdmittelalters bis ca. 240 Millionen Jahre vor der heutigen Zeit.

Die oberste Quelle der Schlichem entspringt dem mächtigen Weißjura-Hangschutt des Lochen-Massivs. In ihrem weiteren Verlauf tritt die Schlichem im Albvorland bei Hausen am Tann in den Braunen Jura über, den „Dogger“. Kennzeichnend für den Talgrund bei Schömberg ist der Lias epsilon (Posidonienschiefer). Er weist reichhaltige Fossilienfunde auf und wird in Dotternhausen abgebaut. In der Nähe von Dautmergen, wo die Schlichem auf den harten Stubensandstein des Keupers trifft, bildeten sich Gefällestufen. In früheren Zeiten siedelten sich dort drei Mühlen an.

Talaufwärts von Rotenzimmern fließt die Schlichem in „Mäanderbögen“ durch die Landschaft.

Steil und windungsreich zeigt sich der Bachverlauf im Oberen Muschelkalk nahe Böhringen. Es entstanden eindrucksvolle Talmäander sowie ein Umlaufberg beim Butschhof, der einst die Burg Irslingen trug. Zwischen dem Butschhof und der Ramsteiner Mühle, wo sich die Schlichem mit hohen Erosionskräften tief in den Muschelkalk einkerbte, entstand die Schlichemklamm. Besonders ein- drucksvoll sind die Felswände, Kaskaden und Gumpen, die von dem schmalen Pfad entlang der Klamm sichtbar sind.

Mit dem Übertritt der Schlichem in die Mergel des mittleren Muschelkalks streckt sich das Tal der Schlichem nochmals, bevor die Schlichem nach einer gut 30 km langen Reise durch Jura, Keuper und Muschelkalk bei Epfendorf in den Neckar mündet.


DIE SCHLICHEMKLAMM
Die Schlichem hat sich im Laufe von Jahrtausenden im unteren Schlichemtal steil und windungsreich in den harten Muschelkalk gegraben. Ganz besonders eindrucksvoll ist dies im Abschnitt der Schlichemklamm zu beobachten. Sie entstand im Bereich des heutigen Umlaufbergs beim Butschhof, der vormals als Talsporn an seiner schmal gewordenen Wurzel durch die Schlichem durchschnitten wurde. Einen Gefälleanstieg von 10 m bewirkte die Laufverkürzung an der Durchbruchstelle, wodurch sich die Erosionskräfte stark erhöhten. So konnte sich die Schlichem noch tiefer einkerben, schuf imposante Steilwände und einen strukturreichen Bachabschnitt mit Wasserstürzen und Gumpen.

DIE TALFORMEN IM SCHLICHEMTAL
Die Schlichem ist ein neckarseitiges Albrandtal und mündet nach 30 Kilometern bei Epfendorf im Landkreis Rottweil in den Neckar. Auf dieser relativ kurzen Strecke hat sie sich in fast alle Deckschichten der Südwestdeutschen Schichtstufenlandschaft eingeschnitten und dabei eine abwechslungsreiche Tallandschaft geschaffen. Während der verschiedenen Epochen des Erdmittelalters, dem Mesozoikum, gab es immer wieder unterschiedliche Klimabedingungen und Ablagerungsbedingungen. Phasen mit Meeresbedeckung wechseln mit Phasen, in denen das heutige Südwestdeutschland knapp über dem Meeresspiegel lag. So liegen chronologisch die jungen Gesteine oben und die älteren Gesteine unten. Diese Deckgebirgsschichten liegen quasi horizontal übereinander, bis Plattentektonische Vorgänge eine Aufwölbung im Bereich des Oberrheingrabens zufolge hatten und sich der Schwarzwald, die Vogesen erhoben und somit sich auch alle Schichten in Richtung Osten und Westen schräg stellten. Mit dieser Hebung begann sofort die Abtragung (Erosion) der Deckschichten. In welchem Umfang dies durch fluviale Ersosion (fluvius lat. Fluss) geschieht, hängt wesentlich von der Art der Wasserführung, von den Verwitterungsbedingungen, der Widerstandsfähigkeit des Gesteins, sowie der zu überwinden Höhenunterschieden und der Fließgeschwindigkeit des Gewässers ab. Das Wasser nimmt dabei die durch Verwitterung aufbereitetes Material auf. Dieses mitgeführte Material wie Sand und Geröll dienen dabei als Erosionswaffe, um den Untergrund zu bearbeiten.

Die Schlichem entspringt in 880 m Höhe rund 1,5 km nordwestlich von Tieringen am Südrand des Lochenhörnle am Quellhorizont der Basis der Betakalke. Die geologische Schicht gehört zum unteren Weißjura (früher Malm). Der untere Weißjura entstand vor 157-142 Mio. Jahren als Süddeutschland noch zu einem Schelfmeer (Randmeer) der Thetys gehörte und sich am Meeresboden Schichten von Kalkschlamm ablagerten, aus denen sich vor allem gebankte Kalke und Mergel bildeten. Dieser weiße Jura ist sehr hart und die Schlichem grub sich tief darin ein. Durch den hohen Reliefunterschied von rund 100 Metern von der Quelle bis nach Tieringen hat die Schlichem eine hohe Erosionskraft und schneidet sich tief in den harten Weißjura ein. Die Folge ist die Bildung des „Langen Tals“, einem 1,5 km geradlinigem Sohlenkerbtal, das sich bis nach Tieringen zieht.

Abb. oben: Entstehung eines Sohlenkerbtals aus einem Kerbtal (skizziert)

Ein Sohlenkerbtal entsteht aus einem Kerbtal, bei dem starke Tiefenerosion bei gleichzeitiger starker Seitenerosion (Gleichgewicht) auf das Gestein wirkt. Merkmale sind v-förmige, gleichsteile, glatte Hänge, die beidseitig des Gewässers enden. Somit wird die gesamte Talsohle vom Gewässer eingenommen. Mit der Zeit wird das Kerbtal durch Ablagerungen (Akkumulation), beziehungsweise durch Hangrutschungen aufgefüllt und es entsteht ein Sohlenkerbtal. Im diesem füllt der Fluss nicht mehr die gesamte Talsohle aus. In Tieringen selbst mündet die Schlichem in ein älteres Haupttal ein – das der Bära, bevor sie nahezu rechtwinklig nach Westen in das Tieringer Becken abbiegt. Dieser weite, flache Beckenraum wird von den rund 150 m höheren Albrandbergen begrenzt und gehört zur geologischen Schicht des Braunen Jura.

Bei dem Becken zwischen Tieringen und Hausen handelt es sich um ein wesentlich älteres Flusstal der Bära, in das sich in jüngerer Zeit die Schlichem durch rückschreitende Erosion eingegraben hat. Hangrutschungen und Bacherosion begleiteten die Genese dieses Beckens. Heute weisen nur noch der breite Fuß der Randbergeeinen Mantel aus Weißjuraschutt auf, im Beckeninneren fehlt dieser komplett. Der Braunjura (Mittlerer Jura, Dogger) ist mit einer Entstehungszeit von 178 – 157 Mio. Jahren älter als die des überlagernden Weißjuraschicht. Zu der damaligen Zeit war Süddeutschland ebenfalls vom Meer bedeckt. Es lagerten sich vor allem mächtige tonige Schichten, zeitweise auch sandige und eisenreiche Sedimente vom Festland ab. Durch Wechsellagerungen von weichem und hartem Gestein haben sich kleine Wasserfälle und Kaskaden gebildet, wie etwa in Hausen am Tann.

Bei Schömberg senkt die Schlichem sich tief und anmutig gekrümmt in den schwarzen Jura (Unterjura, Lias) ein. Die Entstehungszeit des Jura begann mit dem Schwarzen Jura am Ende der Keuperzeit, vor ca. 200 – 178 Mio. Jahren. In der Zeit des Schwarzjura ist Südwestdeutschland, von einem schwachen, strömungsarmen Binnenmeer bedeckt, in dem sich in dessen sauerstoffarmen Bodenzone vor allem dunkle, fossilienreiche Sedimente ablagern. Der Schwarze Jura hat im Bereich von Balingen eine Mächtigkeit von rund 16 Metern.

Flüsse fließen auf ihrem Weg bergab nicht geradlinig, sondern tendieren aufgrund der physikalischen Eigenschaften des fließenden Wassers dazu, insbesondere bei geringerem Gefälle einen eher schwingenden Verlauf bei einzunehmen, den sog. Mäandern. Die Reibungsverhältnissen im Flussbett führen zu unterschiedlichen Abflussgeschwindigkeiten. Während an den Ufern und im Bereich der Sohle die Reibung besonders hoch ist, kann das Wasser zur Mitte hin quasi ungebremst abfließen. Aufgrund von starker seitlicher Auslenkung des Stromstrichs (Bereich der höchsten Strömungsgeschwindigkeit) entstehen Flussschlingen (Mäander). Dabei kommt es zur Bildung von Gleit- und Prallhängen. Dort wo der Stromstrich auf die Biegung trifft, entfaltet die Schleppkraft ihre größte Wirkung und Material wird erodiert. Zum Teil kommt es sogar zu einer Unterschneidung der Uferkante. Hingegen ist die Fließgeschwindigkeit am Gleithang am geringsten, die Transportkraft des Wassers ist am geringsten, was zu einer Akkumulation von mitgeführtem Material führt.

Wenn Schlingen von Mäandern nahe beieinander liegen, und sich die Hälse der Schlingen aufgrund der Seitenerosion von beiden Seiten her immer weiter verschmälern, kann es schließlich zum Durchbruch kommen. Die abgeschnittenen Mäander werden nun Umlaufberge genannt.

Ein Beitrag von Christoph Eppler


DIE „BALINGER BERGE“

SCHAFBERG, WENZELSTEIN, LOCHENSTEIN UND BURZE

Die sogenannten Balinger Berge am Albtrauf gehören zu den markantesten und bekanntesten Bergen der Schwäbischen Alb. Hier finden Sie Kurzportraits dieser Sehenswürdigkeiten.

Der Burzel bei Hausen am Tann
Am südöstlichen Fuß des Schafbergs springt der Burzel (von Burstel= Burgstelle), eine bewaldete Felskuppe, gegen das Schlichemtal hervor. Vom vorbeiführenden Feldweg ist er nur weglos durch den Wald zu erreichen. Eine sehr schmale, um 70 m lange Gipfelfläche ist künstlich in drei Bereiche gegliedert.

Der zum Schafberg weisende Teil gibt sich durch zwei Gräben, Mauerreste und vereinzelte behauene Steine als Kernbereich einer auch urkundlich belegten mittelalterlichen Burg der Herren von Hausen zu erkennen. Diese waren aber nicht die ersten Bewohner hier oben, fanden sich doch 1939 zahlreiche Scherben aus einer vorgeschichtlichen, wohl urnenfelder- oder hallstattzeitlichen Siedlungsstelle.

Spuren einer eventuellen Befestigung dieser Zeit sind im umgearbeiteten und planierten Gelände aber nicht zu erkennen.

Der Graben mit außenliegendem Wall an der Spornspitze findet sich etwa in vergleichbarer Form auch an der Baldenburg auf dem Dreifaltigkeitsberg bei Spaichingen (Landkreis Tuttlingen).

Hofgut Oberhausen bei Hausen am Tann
Das um die Mitte des 16. Jahrhunderts errichtete Rittergut Oberhausen liegt in einer auffallend quellreichen Hangmulde.

Ursprünglicher Besitzer war die Famile Scheer von Schwarzenberg.

Rechte besaßen aber auch Habsburg und Württemberg, die Grenze zwischen beiden die Grenze zwischen beiden Landesherrschaften verlief mitten durch das Anwesen.

Vom ehemaligen Schlosskomplex stehen noch vier Gebäude, darunter auch das stattliche Schloss. Im Gelände ringsum zeichnen sich noch alte Ackerfluren durch Böschungen ab, Terrassen und flächige Verebnungen dürften teils alte Gebäudestandorte markieren.

Die Anlage umfasste einst das Schlossgebäude mit Weiher und Garten, Kapelle, Amtshaus und zahlreiche Wirtschaftsbauten sowie kleineren Wohngebäuden.

Die letzteren standen als sogenannte „Vorstadt“ etwa 300 m nordwestlich des Schlosses am Sträßchen zum Lochenstein, sind aber bis auf einen stattlichen Hof, das sogenannte Schafhaus, längst verfallen.

Der Lochenstein bei Hausen am Tann (962,9 m ü. N. N.)
Südlich von Balingen, auf der Gemarkung von Hausen am Tann, ragt 350 m über dem Albvorland, als Auslieger des hier durch das Tal der Schlichem stark aufgelösten Albtraufs, der Felsklotz des Lochenstein empor. Zu beiden Seiten des Berges liegen Passhöhen, die östlich erklimmt heutzutage eine windungsreiche Straße aus dem Albvorland und führt via Meßstetten-Tieringen und Nusplingen durch das Bäratal nach Fridingen an der Oberen Donau.

Auf das Plateau des Berges mit einer Fläche von rund 2,5 ha führt ein steiler Pfad hinauf.

Es ist von der Albhochfläche durch allseitige Steilhänge um rund 50 m abgesetzt, eine geradezu ideale, natürliche Festung mit ausnehmend weiter Sicht nach allen Seiten.

Schon im 19. Jahrhundert erweckten ortsfremde Gesteine sowie gelegentliche Scherben- und Knochenfunde das Interesse des archäologisch tätigen Pfarrers und Geologen Oscar Fraas.

Die anfangs vermutete „altheidnische Opferstätte“ erwies sich nach Untersuchungen von Gerhard Bersu und Peter Goeßler 1923 freilich als regelrechte Höhensiedlung. Den Funden der Jungsteinzeit wie auch der mittleren Bronzezeit konnten allerdings keine entsprechenden Hausgrundrisse zugewiesen werden.

Erst für die jüngere Urnenfelderkultur gelang es, neben erstaunlich umfangreichen Hinterlassenschaften vor allem an Keramik, gleichzeitig Hüttengrundrisse, Herdstellen und Zisternen nachzuweisen.

Einen zweiten Siedlungshöhepunkt erlebte der Lochenstein offensichtlich in der jüngeren Hallstattzeit.

Funde und Befunde lassen für diese Zeit an eine dorfartige Anlage mit zahlreichen Hütten denken. In reduzierter Form bestand die Siedlung wohl bis an das Ende der frühen Latènezeit (um 400 v. Chr.). Eine 3 m breite Trockenmauer, die den oberen Teil des Plateaus abriegelte, wird dieser Zeit zugeschrieben; ihr Zweck ist jedoch nicht klar.

Neben den zahlreichen vorgeschichtlichen Siedlungsresten kamen auch solche der Römischen Kaiserzeit (2. und frühes 3. Jahrhundert n. Chr.) zutage.

Im Fundspektrum der Höhensiedlung stellt dies eher eine Ausnahme dar.

Goeßler und Bersu dachten an einen saisonal belegten Viehhof oder eine Sennhütte, doch erscheint auch dafür die Stelle eigentlich zu abgelegen.

Erstaunlicherweise kamen die Funde weit verstreut zum Vorschein, ohne dass damit bauliche Befunde zu verbinden gewesen wären.

Auch wenige völkerwanderungszeitliche Funde der Zeit etwa um 400 nach Christus wurden hier geborgen: Eine Riemenzunge, ein Riemendurchzug sowie eine Schnalle. Eine reguläre Besiedlung der Umgebung ist aber frühestens nach der Mitte des 5. Jahrhunderts n. Chr., in größerem Maße erst im 6. Jahrhundert – also etwa 1000 Jahre später – erfolgt.

Der Lochenstein wurde auch deshalb zu den frühalamannischen Höhensiedlungen Südwestdeutschlands gezählt, teils sogar an ein Machtzentrum dieser Zeit gedacht. Vor einem sicheren Urteil müsste die entsprechende Keramik allerdings nochmals aufgearbeitet werden. Bis auf einen Trensenknebel aus der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts sind weitere Metallfunde dieser Zeit jedenfalls nicht bekannt geworden. Ein Vergleich mit gut erforschten Plätzen aus Südwestdeutschland zeigt jedenfalls, dass der Lochenstein nur mit Vorbehalt unter die damaligen Höhensitze gerechnet werden darf.

Wie etliche Funde auch des 6. oder 7. Jahrhunderts n. Chr. zeigen, mag der Lochenstein eine bislang nicht näher zu beschreibende Funktion bei der frühmittelalterlichen Erschließung der Alb und des Albvorlandes besessen haben.

Der Wenzelstein bei Hausen am Tann (951,4 m ü. NN)
Als Wenzelstein wird der um 15 bis 40m hohe Felsklotz bezeichnet, der gegen Süden über einen tiefen Bergsattel über das traufabgewandte Schlichemtal vorspringt.

Vom Lochenstein führt der Weg am Südhang des Schafberges zum Bergsattel hinauf. Hier zweigt ein kurzer Stichweg nach links zum Ziel ab. Schon am Waldrand am Hangfuß des Wenzelsteines ist der Rest eines vermutlichen Grabens zu erkennen, der sich noch als flache Mulde abzeichnet.

Der Felsklotz selber ist an der nordwestlichen Seite, also zum Schafberg hin, fast senkrecht abgehauen, ein breiter u-förmiger Graben mit etwa 2m hohem Außenwall aus Steinschutt schützt hier den schmalen Zugang. Auf dem Felsplateau sind ebenfalls zahlreiche Umgestaltungen in Form von Terrassen, undeutlichen Mauerresten und einer gemauerten Zisterne sichtbar.

Sie bezeugen eine historisch fassbare Burgstelle des Dynastengeschlechtes der edelfreien Herren von Winzeln, die noch vor 1100 errichtet, aber wohl um 1200 schon wieder aufgegeben worden ist.

Im 13. Jahrhundert finden sich Angehörige des Geschlechtes nur noch am Hochrhein. Vorgeschichtliche Spuren könnten bestenfalls in Form der vorgelagerten Grabenmulde am Bergansatz vorhanden sein, wenn diese nicht doch ebenfalls zur mittelalterlichen Burg gehört.

Quelle
Morrissey, C. (2003): Zollernalbkreis – Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland. Theiss Verlag, S. 174 – S. 179
Textbeitrag: Heinz Murr und Johannes Rainer, Hausen am Tann